Wer von Chemnitz her mit dem Auto kommend die Stadt Limbach-Oberfrohna in Richtung zur Zwickauer Mulde hinter sich gelassen hat, dem bieten sich nach etwa 300 Metern beim so genannten „Wegweiser“ (eine alte dreikantige Steinsäule) drei Möglichkeiten weiter zu fahren: entweder wählt man den rechts abbiegenden direkten Weiterweg über Kaufungen zur Mulde bei Wolkenburg oder man fährt geradeaus weiter. Gleich links ginge es durch die Oberfrohnaer Siedlung zum Bräunsdorfer Oberdorf hinein, fährt man geradeaus weiter dem breitet sich sogleich nach einer kleinen Anhöhe das idyllische wie in einer Schüssel liegende Dorf vor sich aus. Es ist die grüne Pforte zum Muldental, dem Land der Burgen Waldenburg, Wolkenburg, Rochsburg, Wechselburg und andere; einer der schönsten Landschaftsräume unserer Heimat.

Entlang des Bräunsdorfer Baches windet sich der Ort etwa vier Kilometer bis zum Ortsausgang vor dem Leitenholz. Bauernhöfe wurden rechts und links des Baches angelegt. Es ist ein typisches Reihen- oder Waldhufendorf, wo jeder Hof einen eigenen Besitzstreifen rechtwinklig zur Straße hat. Die Siedler brachten im Mittelalter diese Dorfform aus ihren Ursprungsländern mit und rodeten den darauf stehenden Wald. So entstanden Nutzflächen.

Zwischen und vor die Höfe der Bauern haben sich im Laufe der Zeit Häusleranwesen gedrängt. Auch ein Rittergut gab es. Der große Dorfteich im Niederdorf liegt eingebettet in der breiten Aue, die in ihrer Ursprünglichkeit unbebaut geblieben ist. Dies ist eines der wesentlichen Merkmale der Waldhufendörfer. Unterhalb des Großen Teiches schaut man hinauf zum Kirchberg mit der neuromanischen Kirche. Auch hier scheint die Gestalt des Ortes wie zu dessen Anfängen zu sein. Eine stetig fortlaufende Bebauung hat es hier nicht gegeben. Die typischen Hausformen im Ort brachten die ersten Siedler aus ihrer Heimat mit. So sind eine Reihe schöner Fachwerkhäuser erhalten. Allerdings häufig angepasst und auch erneuert. Man findet noch Oberlaubengänge und kunstvoll gestaltete Andreaskreuze im Fachwerk. Auch der Dorfbach in seinem ursprünglichen Bett ist fast überall unberührt geblieben. Wie selbstverständlich nimmt er seinen Lauf durch den Ort. Nur im Mitteldorf waren bescheidene Ufermauern zur Hochwasserbändigung notwendig. Durch mehrere Mühlen im Ort und die einst großangelegte Leinwandbleicherei sind noch Teiche und Rudimente künstlicher Gräben erhalten.

Bräunsdorf ist von alters her landwirtschaftlich geprägt. Über einige Jahrhunderte war der Anbau von Flachs, dessen Weiterverarbeitung und Handel damit eine bedeutende Erwerbsquelle. Später kamen Strumpf- und Textilindustrie mit einigen Fabriken hinzu. Im Gegensatz zu anderen Orten ist die ursprüngliche Dorfform noch ablesbar erhalten. Dies ist ein besonderer Schatz.

Heute gibt es im Ort Gebäude für Landwirtschaft, Handwerk und Wohnen, eine Gaststätte in der ehemaligen Teichmühle, einen Bäcker und einen Fleischer im Mitteldorf und im Niederdorf einen Mini-Lebensmittelladen. Sehenswert ist die Kirche. Bräunsdorf ist mit zirka 1100 Einwohnern seit 1998 Ortsteil der Großen Kreisstadt Limbach-Oberfrohna. Das heutige Erwerbsleben wird durch die Landwirtschaft, die Dienstleistungen und das Auspendeln zur Arbeit in die Nachbarstädte bestimmt. Bräunsdorf gehört zu den fünf schönsten und aktivsten Orten Westsachsens, was einst durch Wettbewerbsteilnahme bestätigt wurde.

 

Siegfried Frenzel